Freitag, 6. Juni 2014

Gier

Manchmal stehe ich morgens auf und frage mich, ob ich ein schlechter Mensch bin.
Gierig.
Ist das schlecht?
Vielleicht auch einfach nur: entscheidungsunfähig? Oder: bequem?
Dann denke ich, dass etwas falsch läuft.
Ich stehe neben M und halte ihn im Arm, während die Wolken auf das Holz tropfen
und Mensch für Mensch brav seine Hand ausstreckt. Er greift fester nach mir, von seinen Knöcheln
rinnt ein Regenblutgemischt, dass langsam fest wird.
Dann sitze ich im Zug mit einer Tasche voller Mehl, Zucker, Eiern, und dann
in der Küche bei mir zuhause. Um 11 nachts zieht mich K an sich, legt seinen Kopf an meinen.
Hallo. Bin ich zu spät, fragt er leise.
Unsere Teighände treffen sich in der Schüssel, immer wenn wir neue Kugeln beginnen.
Um 2 küsse ich ihn, gute Nacht. Ich bin heute lieber alleine.
Um 7 setze ich mich ins Auto, strecke meine Hand nach A aus. Ich habe mich so auf dich gefreut,
sage ich.
Und lehne mich zurück, als er mich in der Umkleide an sich zieht.
Ich lege meine Kleidung auf die Ablage neben mir,
höre die Stimmen von nebenan nicht mehr, die Wände verschwimmen und
ich löse mich. Muss lächeln, weil er mir so gefehlt hat.
Abends umarme ich ihn, will ihn nicht gehen lassen.
Dann setze ich mich und schreibe S.
Natürlich möchte ich dich wiedersehen, schreibe ich, ich spiele nicht.
Ich bin müde, und bedanke mich kurz bei MA.
Sie weiß, wie ich es meine. Und, dass sie mich morgen sowieso sehen wird.
Abends liege ich alleine im Bett und bin glücklich.
Ist das schlecht, frage ich mich nicht mehr.
Ist das richtig, frage ich mich morgen wieder.

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