Dienstag, 10. Juni 2014

Sucht

MA sitzt neben mir im Bankschatten.
Die Hitze weht vom Feld zu uns und verliert sich in der Kühle des Waldes.
Ist es nicht komisch für dich, dass da noch andere sind, frage ich.
Sie überlegt. Lächelt.
Es geht doch immer um Sicherheit in einer Beziehung, beginnt sie,
ich bin sicher, dass du mich nicht verlässt.
Und dann sind die anderen unwichtig.
Heute sind wir uns sehr nah, ganz ohne Berührungen.
Am Ende nehme ich sie in den Arm, spüre ihre Lippen an meinem Hals
und ihre Arme, die vom Staub und der Sonnencreme klebrig und rau sind.
Bevor wir uns getroffen haben, hat sie geschrieben, dass sie Zeit braucht, Zeit mit mir, und Nähe.
Nähe existiert auf viele Arten, nicht nur körperlich.

Während wir uns nah sind und sie unser Buch aufschlägt, ihre ruhige Stimme alles andere
aufsaugt, währenddessen taucht das Bild von A. in meinem Kopf auf.
Nackte Arme, die in der Sonne Licht brechen, greifen nach mir und halten mich fest.
In dieser Ruhe sehne ich mich nach ihm.
Ich frage mich, warum Sehnsicht nicht so einfach sein kann, wie Wärme oder Ruhe.
Sehnsucht fragt nicht nach dem Ist.
Sie ist einfach da, stiller Begleiter, beim Einschlafen, Essen, beim Leben.
Und manchmal, unproportional selten, wird sie gestillt.
A. schreibt mir abends. Ich bin da, schreibt er, was machst du?
Du lügst, denke ich, du bist nicht da,
sonst hätte meine Sucht für einen Moment geschwiegen.
Ich sehne mich, antworte ich.
Er schweigt.

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